Klärwasser-Wärmerückgewinnungsanlage
Die Stadt Melsungen beabsichtigte den Umzug des städtischen Bauhofs und des Bauamtes in neue Gebäude am Schwarzenberger Weg in Melsungen vorzunehmen. Für den Bauhof wurden zu diesem Zwecke zwei Hallen und für das Bauamt ein Sozial- und Bürogebäude errichtet.
Die Idee war die umweltfreundliche aber auch möglichst wirtschaftliche Beheizung der Gebäude. Da diese in direkter Nachbarschaft zu der städtischen Kläranlage errichtet werden und in dieser
a) Klärgas-Blockheizkraftwerke (BHKWs) und
b) Abwärme aus dem Nachklärwasser
vorhanden sind, wurde bei den Überlegungen zur Beheizung vor allem Wert auf die Nutzung dieser umweltfreundlichen Wärmequellen gelegt. Die in Augenschein genommenen Varianten waren:
A) Anschluss an die klärgasbetriebene BHKW-Anlage des Klärwerks,
B) Beheizung mittels einer erdgasbefeuerten zentralen Brennwertanlage,
C) Beheizung mittels erdgasbefeuerter Einzel-Brennwertgeräten
D) Wärmerückgewinnung aus dem Nachklärwasser
Die in diesem Falle umweltfreundlichste Lösung war die Wärmerückgewinnung aus dem direkt nebenan anfallenden Nachklärwasser des Klärwerks.
Das Nachklärwasser beinhaltet selbst am kältesten Wintertag immer noch eine nutzbare Energiefracht von über 500 kW, welche bisher ungenutzt abgeleitet wurde und die mehr als ausreicht, die beiden
Hallen und das Bauamtsgebäude mit einer Gesamtheizleistung von ca. 140 kW umweltfreundlich zu erwärmen.
Deutschlandweit dürfte es bis zum heutigen Tage keine oder nur sehr wenige vergleichbare Anlagen geben, die die sozusagen von den eigenen Bürgern "selbst erzeugte" Abwärme nutzen, um damit kostbare
fossile Energiereserven zu schonen.
Aufgrund der Pilotprojektwirkung zum Zeitpunkt der Planung, wurde das Vorhaben von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zu einem deutlichen Anteil finanziell gefördert.
Durch diese im Detail noch eher ungewöhnliche Idee, Wärme aus Abwasser zu gewinnen, soll der gesellschaftliche Sinneswandel, weg von fossilen, unwiederbringlichen Rohstoffen hin zu regenerativen,
sich selbst erneuernden Energien angeregt bzw. verstärkt werden. Nur durch neue Ideen, lassen sich die in vielen Bereichen brachliegenden Ressourcen entdecken und wirtschaftlich nutzen.
Aus dem Abwasser wird künftig Jahr für Jahr soviel bisher ungenutzte Energie zurück gewonnen, daß damit bis zu 30 Familien in Niedrigenergiehäuser tagein und tagaus wohlige Wärme hätten. Das
entspricht einer jährlichen Einsparung von bis zu 30.000 Liter Heizöl oder 30.000 m³ Erdgas.